Es bleibt ein Ärgernis für viele Augsburger: Seit Ende 2012 fehlt in der Stadt ein römisches Museum, in dem das Erbe aus der Antike der Öffentlichkeit gezeigt werden könnte. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht, dabei empfiehlt nun auch eine Studie den Augsburgern, ein Römermuseum zu bauen, um das römische Erbe erlebbar zu machen. Das Museum soll dabei Teil eines gemeinsamen Konzepts mit der Stadt Kempten sein.
Zusammen mit dem Partner aus dem Allgäu hatte Augsburg dieses „strategische Vermittlungsrahmenwerk” in Auftrag gegeben, das zu 50 Prozent vom Freistaat Bayern, genauer von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, und den beiden Kommunen finanziert wurde. Die nun abgeschlossene Studie hat jeweilige Alleinstellungsmerkmale der beiden Städte hinsichtlich ihres römischen Erbes herausgearbeitet. Daraus wiederum leiteten die Experten Handlungsempfehlungen für beide Kommunen ab.
Während in Augsburg die einstige römische Stadt unter den Bauwerken nachfolgender Generationen verschwunden ist, blieb dem antiken Kempten dieses Schicksal erspart. „Die Stadt Kempten ist in der glücklichen Lage, dass der Kernbereich ihrer römischen Vergangenheit nicht durch moderne Bebauung zerstört wurde, sondern als Bodendenkmal noch direkt unter der Grasnarbe erhalten ist”, beschreibt der Archäologische Park Cambodunum, wie der römische Name Kemptens lautete, die Situation. Die Stadt ist damit vermutlich der einzige Ort in Bayern, an dem man sich ein vollständiges Bild vom Aufbau und der Funktionsweise einer römischen Stadt machen kann. Kempten empfiehlt die Studie demzufolge, einen Erlebnisort zu schaffen, der den ganzjährigen Besuch ermöglicht und in welchem die Sammlung gezeigt werden kann; außerdem die Lösung von Infrastrukturproblemen und eine Verbesserung der Vermittlung in den Kleinen Thermen sowie der Vermarktung im Allgäu.
Augsburg dagegen hat einen Hort an bedeutsamen archäologischen Funden mit Inschriften, Skulpturen und monumentaler Architektur zusammengetragen. Folgerichtig empfiehlt die Studie der Stadt Augsburg ein römisches Museum, „welches das Eintauchen in die römische Stadt ermöglicht, unter Einsatz aussagekräftiger Objekte und zeitgemäßer, partizipativer Vermittlungskonzepte; außerdem Multimediastationen im Stadtraum und den Einbezug der verschiedenen Stadtteile, um das kulturelle Erbe erlebbar zu machen”.
Für die beiden Städte begründet das Ergebnis der Studie eine verstärkte Zusammenarbeit, was die künftige Präsentation der römischen Geschichte anbelangt. „Schon in der Antike waren Augsburg und Kempten die ersten echten Städte in Bayern, mit einer ausgeklügelten Stadtplanung, einer Stadtgesellschaft und städtischer Lebensweise - diese gemeinsame Geschichte gilt es zu erzählen”, so Thomas Kiechle, Oberbürgermeister der Stadt Kempten und Augsburgs OB Eva Weber ergänzt: „Die Studie zeigt Wege auf, wie das römische Erbe unserer beiden Städte sichtbarer und erlebbarer werden kann. Mit der Landesausstellung 2028 in Kempten und Augsburg ist der erste Meilenstein in Sicht, weshalb nun eine enge Zusammenarbeit nötig ist.” Die beiden Kommunen wollen künftig „Erlebnisse für das Publikum” schaffen, die sich wechselseitig ergänzen: Man müsse beide Städte mit ihren Museen und Ausstellungsbereichen besuchen, um ein vollständiges Bild zu erhalten, so die Idee. Erklärtes Ziel sei es, „in den Stadtgesellschaften das Bewusstsein für das Potenzial des archäologischen Erbes der Römerstädte zu stärken und identitätsstiftend zu nutzen, vor allem auch in den migrantischen Communities und bei Kindern und Jugendlichen”.
Eine erste konkrete Zusammenarbeit zwischen den Fachleuten beider Städte wird sich bei der Konzeptionierung und Planung der Landesausstellung 2028 ergeben.
„Die geplante Ausstellung 'Römerland Bayern 2028' ist ein geeigneter Anlass, um gemeinsame Ideen und Ansätze zu erproben”, freuen sich Dr. Maike Sieler, Leiterin der Archäologie und des Archäologischen Parks Cambodunum in Kempten, und Dr. Sebastian Gairhos, Leiter der Stadtarchäologie Augsburg.