Nun haben auch die Kreis-Grünen Aichach-Friedbergs Stellung bezogen. Bereits am Montag nannte Christina Haubrich, Gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Friedrich Pürners Kritik „überzogen”. Jetzt hat der Kreisverband noch einmal nachgelegt. In einer Pressemitteilung bezeichnet Christina Haubrich die öffentlichen Aussagen Pürners als „nicht tragbar”. Der Gesundheitsamtsleiter in Aichach-Friedberg sei bereits mehrfach mit scharfen Äußerungen gegen die Anti-Corona-Maßnahmen aufgefallen, so Haubrich. Dadurch habe das Vertrauen der Bevölkerung in den Amtsleiter stark gelitten. Pürners Aufgabe sei es, als Gesundheitsamtschef für die Gesundheit und Sicherheit der Menschen vor Ort zu sorgen. Er müsse strikt trennen zwischen seiner beruflichen und seiner privaten Meinung. Zudem weisen die Grünen im Kreis darauf hin, dass es bei der erfolgreichen Epidemie-Bekämpfung nicht nur um das wissenschaftliche Fachwissen gehe, „sondern um die Fähigkeit, Menschen mitzunehmen und nicht zu verunsichern”. Stefan Lindauer, Kreissprecher der Grünen, geht mit seiner Kritik an Mediziner und Epidemiologen Friedrich Pürner einen Schritt weiter. Er wirft ihm vor, er wolle sich nur profilieren beziehungsweise habe einen Drang nach Aufmerksamkeit. Derartige Aussagen in der Öffentlichkeit würden zu Unsicherheit sowie Nachlässigkeit unter den Bürgern führen, meint Stefan Lindauer und fordert von CSU-Ministerpräsident Markus Söder, er müsse als oberster Dienstherr von Pürner und Corona-Manager in Bayern genauer auf Aichach-Friedberg und auf den Gesundheitsamtsleiter schauen. Was wohl so viel heißt wie: Er solle den Beamten an die Kandare nehmen. Darüberhinaus appellieren die Grünen an Pürner, er solle die „Sorgen und Ängste der Bevölkerung ernst nehmen.” Landrat Dr. Klaus Metzger blieb trotz der Kritik der Grünen gestern bei seiner Meinung, die er bereits im Sommerinterview gegenüber unserer Zeitung vertreten hat. Er erklärte gestern über seinen Pressesprecher Wolfgang Müller, Pürner habe eine klare Meinung und er sei der Fachmann. In einer Situation wie dieser werde man es nie allen recht machen können, so Metzger. Zudem findet der Landkreischef, man sollte das Denken niemandem verbieten. Pressesprecher Wolfgang Müller ergänzt, Pürner setze als Amtsleiter alle Vorgaben der Staatsregierung um. Wenn der Gesundheitsamtsleiter, der fachlich sehr tief in dem Thema verwurzelt sei, einzelne Dinge anspreche, die nicht so laufen, sei dies nichts Verwerfliches. Es stünde der Staatsregierung zudem sehr gut an, wenn sie solche Anregungen von der Basis aufnehme. Müller: „Wenn der Gesundheitsamtsleiter einzelne Dinge anspricht, die nicht so laufen, ist das nichts Verwerfliches”